Wie bemerke ich einen Bandscheibenvorfall und was kann ich tun?

In diesem Blogbeitrag gehen wir auf das Thema «Bandscheibenvorfall» genauer ein und möchten einen Überblick über die Ursachen, Symptome und deren Behandlungsmöglichkeiten geben.
Wie kann man einen Bandscheibenvorfall behandeln? Oder welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einem Bandscheibenvorfall?

Wenn’s nicht nur im Rücken zwickt, sondern auch im Bein- kann’s auch ´mal die Bandscheibe sein!

Allgemein sind Rückenschmerzen in der Schweizer Bevölkerung ein stark verbreitetes Problem und von daher nichts Neues. Dem Rückenrapport der Rheumaliga Schweiz aus dem Jahre 2020 ist zu entnehmen, dass 88 Prozent der Befragten angaben, dass sie bereits einmal an Rückenschmerzen gelitten haben. Neben dem Umstand, dass viele unterschiedliche Altersgruppen betroffen sind, konnte seit dem Jahre 2011 ein kontinuierlicher Anstieg der Häufigkeit von Rückenschmerzen festgestellt werden – damit handelt es sich um ein Thema, welches fast jeden von uns betrifft.

Was aber unterscheidet nun einen klassischen Rückenschmerz, im Volksmund auch «Hexenschuss» genannt, von einem Bandscheibenvorfall?

Bandscheiben sind knorpelige Polsterscheiben, welche zwischen den einzelnen Wirbelkörpern liegen. Durch ihren gallertartigen Inhalt dienen sie unserem Rücken als Stossdämpfer und tragen erheblich zu unserer Beweglichkeit bei. Umrandet sind Bandscheiben von einem knorpelartigen Faserring, welcher dafür sorgt, dass der gallertartige Inhalt nicht aus der Bandscheibe herauskommt. Leider gehören, ähnlich wie beim Auto, unsere «Stossdämpfer» auch bei uns zu den Verschleissteilen und werden über die fortschreitenden Lebensjahre bei dementsprechender Belastung (Arbeit, Unfälle, Freizeit oder sportliche Belastung) stark belastet.

Bei einem Bandscheibenvorfall nun reisst der knorpelige Faserring, wodurch sein zähflüssiger Inhalt in den Bereich des Wirbelkanals austritt. Drückt diese austretende Bandscheibenmasse auf einen Rückenmarksnerv, leiden Betroffene manchmal unter starken Rückenschmerzen, die teilweise bis in Arme und Beine ausstrahlen können.

Ursachen und Häufigkeit bei Bandscheibenvorfällen

Studien zeigen, dass bereits ab dem 20. Lebensjahr unsere Bandscheiben zunehmend schlechter mit Nährstoffen versorgt werden. Dieser Umstand führt dazu, dass der äussere Faserring an Elastizität verliert, spröde wird und sich bei Belastung kleine Risse bilden können.

Am häufigsten sind Menschen im Alter zwischen 30 und 55 Jahren von Bandscheibenvorfällen betroffen.

Die Ursachen eines Bandscheibenvorfalls liegen meist in verschleissbedingten Prozessen, welche durch unseren individuellen Alltag entstehen. Nur selten ist ein Unfall für einen Bandscheibenvorfall verantwortlich.

Allgemein ist bekannt, dass Übergewicht, Bewegungsmangel, Überlastung und Fehlstellungen der Wirbelsäule (z.B. beim inkorrekten Heben und Tragen von schweren Lasten), ebenso wie sitzende berufliche Tätigkeiten und die damit verbundene schlechte ergonomische Haltung zu den häufigsten Gründen für Bandscheibenvorfälle zählen.

Statistiken zeigen auf, dass etwa fünf Prozent aller Menschen mindestens einmal im Leben von einem Bandscheibenvorfall betroffen sind – damit erfüllt ein Bandscheibenvorfall die Kriterien einer Volkskrankheit.

Interessanterweise sind Männer fast doppelt so häufig wie Frauen betroffen – was unter anderem auf die oftmals intensivere, schwere körperliche Arbeit zurückgeführt werden kann.

In 90 Prozent der Fälle, wenn man von einem Bandscheibenvorfall spricht, handelt es sich um Beschwerden des unteren Rückens, lediglich 10 Prozent der Bandscheibenvorfälle treten an der Halswirbelsäule auf.

Symptome eines Bandscheibenvorfalls

Bei einem Bandscheibenvorfall können unterschiedliche Symptome auftreten. Typische Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule, der im klinischen Alltag sehr häufig vorkommt, sind lokale Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in ein Bein, teilweise mit Sensibilitätsstörungen oder Kribbeln bis hin zu Lähmungserscheinungen im betroffenen Bein. In seltenen Fällen können Probleme beim Stuhlgang und beim Wasserlassen auftreten.

Die Symptome bei einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule werden oft mit stromartigen Ausstrahlungen, Ameisenlaufen oder Einschlafgefühlen in den Fingern beschrieben.

Es gibt jedoch auch Betroffene, die trotz eines diagnostizierten Bandscheibenvorfalles über keine der beschriebenen Beschwerden berichten und oftmals auch unter wenig bis keinen Schmerzen leiden. Dies kann vorkommen, wenn das ausgetretene Material keinen Nerv berührt und die Auswölbung der Bandscheibenmasse nur in einem sehr geringen Ausmass aufgetreten ist.

Diagnose eines Bandscheibenvorfalls

Neben den körperlichen Untersuchungen und neurologischen Tests bietet ausschliesslich ein bildgebendes Verfahren durch eine MRI- oder CT-Aufnahme eine hundertprozentige Sicherheit in der Diagnosestellung.

Durch die Darstellung mittels Bilder kann neben der Lage des Bandscheibenvorfalles auch der Schweregrad genauer bestimmt werden.

Die knorpelige Polsterscheibe zwischen den Wirbelkörpern sind umgeben von einem sogenannten Faserring. Bei einem Bandscheibenvorfall reisst der knorpelige Faserring wodurch der Inhalt der «Stossdämpfer» in den Wirbelkanal.

Behandlungsmöglichkeiten und Prognose bei einem Bandscheibenvorfall

In den meisten Fällen werden nach Möglichkeit zunächst konservative Therapiemassnahmen empfohlen, um die Symptome zu lindern und den Heilungsprozess zu unterstützen. Dazu gehören physiotherapeutische Behandlungen zur Wiederherstellung der Mobilität der Wirbelsäule (z.B. Dehn- und Faszienübungen) sowie die Kräftigung der Rumpfmuskulatur und eine Beratung bezüglich der Verbesserung der ergonomischer Arbeitsplatz- und Alltagsbelastungen.

Ergänzend kann es sinnvoll sein, mit Schmerzmitteln oder lokalen Infiltrationen zu arbeiten, um eine möglichst schmerzfreie Beweglichkeit und dadurch bessere Voraussetzungen zur Durchführung der angeleiteten Physiotherapieübungen zu schaffen.

Die Prognose für Bandscheibenvorfälle, die ohne Operation wieder ausheilen, ist in den meisten Fällen positiv.

Trotzdem sind chirurgische Eingriffe in sehr akuten, schweren oder langjährigen Bandscheibenvorfällen oftmals die einzige medizinische Lösung, um den Druck auf einen Nerv zu reduzieren und um somit die allfälligen Symptome zu behandeln und einer raschen Verschlechterung des Gesamt-Gesundheitszustandes vorzubeugen.

Dass es leider immer mehr betroffene Bandscheibenpatienten und damit auch mehr Operationen gibt, zeigen neben diversen Untersuchungen auch die veröffentlichten Zahlen des Schweizer Bundesamtes für Statistik.

Diese besagen, dass die Zahl der operativen Eingriffe bei Bandscheibenvorfällen vom Jahr 2007 bis 2014 um rund 70 Prozent auf 14.859 angestiegen ist.

Diese Tatsache wird von vielen Experten kritisiert, da laut neuesten Untersuchungen in gut 85 Prozent der Fälle eine konservative Behandlung mit physiotherapeutischen Massnahmen, kombiniert mit einer Schmerz- und Entzündungsmedikation dasselbe Resultat ergeben hätte. Studienergebnisse stützen die Tatsache, dass es operierten Bandscheibenpatienten nach zwei Jahren weder besser noch schlechter ging als den im Vergleich dazu konservativ behandelten Patienten.

Wie kann man einen Bandscheibenvorfall vorbeugen?

Bedauerlicherweise gibt es keine Sicherheit oder eiserne Faustregel, wie wir einem Bandscheibenvorfall vorbeugen können. In unserem physiotherapeutischen Alltag kommen wir oft zur Erkenntnis, dass Menschen, die regelmässiger Bewegung nachkommen, auf ein gesundes Körpergewicht achten und eine ungesunde Bewegungs- und Hebetechnik vermeiden, weniger häufig von Bandscheibenvorfällen betroffen sind.

Wir, die Preventhera Physiotherapie, helfen Ihnen gerne dabei, die richtigen Massnahmen zu finden, um einen Bandscheibenvorfall zu behandeln oder ihm vorzubeugen. Sprechen Sie uns einfach an.

Dieses Physiotherapie-Wissen stammt von:

Julien Fröhlich

Dipl. Physiotherapeut