Spannungskopfschmerzen: Was tun, wenn es zieht und brummt im Kopf?

Was sind Spannungskopfschmerzen, weshalb treten sie auf und was kann man dagegen tun? Diesen Fragen widmen wir uns und hoffen, den 20–30% der betroffenen Bevölkerung damit helfen zu können.
Spannungskopfschmerzen sind unangenehm und können den Alltag und das Privatleben beeinträchtigen

Was sind Spannungskopfschmerzen, woher kommen sie und was können wir gegen sie tun?

Spannungskopfschmerzen sind eine der am häufigsten auftretenden Kopfschmerzarten, unter der ein Grossteil der Bevölkerung mehrfach in ihrem Leben leidet. Es wird davon ausgegangen, dass etwa zwei- bis drei Prozent der Bevölkerung täglich unter Spannungskopfschmerzen leiden, womit Spannungskopfschmerzen eine der am meistverbreiteten Kopfschmerzformen darstellt.

Aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Kopfschmerzformen hat die internationale Kopfschmerzgesellschaft Spannungskopfschmerzen als eine Kopfschmerzform definiert, bei der die Schmerzen an beiden Kopfseiten auftreten und dumpf-drückend oder als bandartig um die Stirn ziehend beschrieben werden. Darüber hinaus ist der Schmerz eher von leichter bis mässiger Intensität und verstärkt sich nicht bei normaler körperlicher Aktivität.
Selten empfinden die Patienten während einer Spannungskopfschmerzphase vegetative Symptome wie Lichtempfindlichkeit und Übelkeit.

Laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) sind etwa 20–30% der Bevölkerung von gelegentlichen Spannungskopfschmerzen betroffen, wobei Frauen häufiger darunter leiden als Männer. Man unterscheidet den episodischen Spannungskopfschmerz, welcher an weniger als fünfzehn Tagen pro Monat auftritt, vom chronischen Spannungskopfschmerz, welcher an mehr als fünfzehn Tagen pro Monat oder an mehr als 180 Tagen pro Jahr auftritt. Der Literatur ist zu entnehmen, dass der chronische Spannungskopfschmerz vor allem im höheren Alter vorkommt.

Wie entstehen Spannungskopfschmerzen?

Die genauen Ursachen für die Entstehung von Spannungskopfschmerzen sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Untersuchungen legen nahe, dass Stresssituationen, Schlafmangel, Angstgefühle oder Muskelverspannungen (z.B. durch falsche Körperhaltung) als wichtigste Faktoren für die Entstehung von Spannungskopfschmerzen angesehen werden können.

Die DMKG gibt an, dass mehr als die Hälfte der Patienten, die unter Spannungskopfschmerz leiden, eine erhöhte Muskelspannung mit einhergehender Druckschmerzhaftigkeit in der Nackenmuskulatur aufweisen. Die Schmerzverarbeitung im Gehirn und der Einfluss körpereigener, schmerzhemmender Nervensignale erscheint beeinträchtigt. Allgemein und vereinfacht formuliert kann man sagen, dass Spannungskopfschmerzen eine Reaktion des Gehirns auf verschiedene negative Reize sind, welche sich individuell von Mensch zu Mensch deutlich unterscheiden können.

Spannungskopfschmerzen sind unangenehm und können den Alltag und das Privatleben beeinträchtigen

Welche Massnahmen helfen bei Kopfschmerzen?

Betroffene berichten, durch die Spannungskopfschmerzen in ihrer Arbeitsleistung und in ihren sozialen Aktivitäten deutlich beeinträchtigt zu sein. Dennoch konsultieren 80 Prozent der betroffenen Patienten keine Ärzte, sondern versuchen sich mit Schmerzmedikamenten oder anderen Hausmitteln selbst Linderung zu verschaffen.

Die wichtigste Massnahme, direkt zu Beginn, ist den Teufelskreis aus Anspannung, Stress und Muskelverspannungen frühzeitig zu durchbrechen. Dadurch werden die Nervenzellen, welche die Schmerzreize produzieren, nicht weiter provoziert.
Wenn also die Ursachen nicht identifiziert und beseitigt werden, besteht die Gefahr einer Chronifizierung des Spannungskopfschmerzes.

Welche Möglichkeiten bietet die Physiotherapie?

Untersuchungen der DMKG zeigen, dass die Behandlung von Spannungskopfschmerzen mittels physiotherapeutischer Massnahmen (ergänzt durch aktive isometrische Übungen) zu einer Reduktion von Schmerzmedikamenten um bis zu 65 Prozent führen kann.

Vorrangiges Ziel der physiotherapeutischen Behandlung von Spannungskopfschmerzen ist es, mit spezifischen Mobilisationstechniken, gezielt die Gelenke der Hals- und Brustwirbelsäule zu mobilisieren, verhärtete Muskulatur zu lockern und Faszien- bzw. Bindegewebsverklebungen (auch mit Hilfsmitteln wie z.B. Faszienrollen) zu lösen. Durch Dehnungs- und Kräftigungsübungen können Fehlhaltungen korrigiert sowie die Wirbelsäule aufgerichtet und entlastet werden.
Ergänzend können progressive Entspannungstechniken, wie z.B. nach Jacobson zur Reduktion schmerzhafter Muskelverspannungen beitragen.

Den Lebensstil und die Gewohnheiten «unter die Lupe nehmen»

Im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung werden auch die Lebensumstände und Gewohnheiten des Betroffenen analysiert. Hier weiss man heute, dass sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit diverse Gefahren für die Entstehung von Spannungskopfschmerzen lauern.

Bewegungsmangel und einseitige Belastungen, wie z.B. das stundenlange Sitzen am PC, während Handarbeiten oder vor der Spielekonsole fördern die Entstehung von Fehlhaltungen, muskulären Verkürzungen und Verspannungen, welche wiederum zu Spannungskopfschmerzen führen können. Hier können verschiedene ergonomische Arbeitsplatzanpassungen Entlastung bringen wie z.B.: höhenverstellbare Schreibtische, Stehpulte oder auch ein Drucker, der nicht mehr direkt am Schreibtisch platziert wird, sondern ein paar Schritte entfernt.

Abwechslung und Bewegung

Ein wichtiger Schlüssel gegen die Entstehung oder bei der Behandlung liegt in der Bewegung und der Abwechslung. Es ist kein Geheimnis mehr, dass Bewegung, insbesondere an der frischen Luft, diverse positive Wirkungen hat, welche direkt oder indirekt gegen spannungsbedingte Kopfschmerzen helfen. Neben den schon genannten positiven Effekten, wie eine verbesserte Haltung, eine niedrigere Muskel-Grundspannung und die Vermeidung von Verspannungen, «lüften wir durch Bewegung den Kopf durch», setzen Glückshormone, wie z.B. Serotonin frei und reduzieren unseren empfundenen Stress.

Ob wir jetzt «nur» eine halbe Stunde spazieren gehen, Tennis spielen oder Joggen spielt keine grosse Rolle. Wichtig ist, dass wir es regelmässig tun und dass es Spass macht. Aber auch die kleinen, häufigen Abwechslungen, die wir in den Alltag einbauen, sind wichtig. So sollten lange gehaltene Positionen, wie z.B. im Büro ca. jede halbe Stunde unterbrochen werden. Hier genügt schon beispielsweise ein kurzes Aufstehen, Schulterkreisen oder ein paar Kniebeugen zur Abwechslung. Je nach Arbeitssituation und Möglichkeiten sind unserer Fantasie hier keine Grenzen gesetzt.

Weitere mögliche Massnahmen bei Spannungskopfschmerzen

Allgemein ist es bei Spannungskopfschmerzen hilfreich, ausreichend viel Flüssigkeit (im besten Fall Wasser) zu sich zu nehmen. Als Richtwert gilt hier: 0,03L pro Kilogramm Körpergewicht. Durch die vermehrte Flüssigkeitsaufnahme wird gewährleistet, dass der Körper nicht dehydriert, was zu Verklebungen und Verspannungen im Bindegewebs-/ Faszienbereich führen kann. Ebenso werden die Muskelzellen ausreichend versorgt und können sich dadurch besser entspannen.

Selbstverständlich können notfalls auch Medikamente bei der Behandlung von Spannungskopfschmerzen hilfreich sein. Sie allein sind aber oftmals nicht ausreichend, um eine vollständige und nachhaltige Heilung zu erreichen.
Der Körper kann sich an die Wirkung von Schmerzmitteln gewöhnen und somit zu einer Abhängigkeit mit dem Risiko von weiteren Nebenwirkungen führen. Eine regelmässige Selbstbehandlung mit Medikamenten sollte stets mit unseren Hausärzten besprochen und fachgerecht begleitet werden.

Einer Behandlung sollte eine umfassende, ganzheitliche Betrachtung des Schmerzes und seiner Ursachen vorausgehen. Bei einer individuell angepassten Behandlung sollten Massnahmen aus der Physiotherapie, kombiniert mit ausreichend Bewegung und Sport, ergonomischen Massnahmen und Entspannungstechniken zum Einsatz kommen. Falls notwendig, können auch begleitend Medikamente und psychologische Unterstützung zur Stressreduktion in Betracht gezogen werden.

Fazit zum Thema Spannungskopfschmerzen

Abschliessend lässt sich sagen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, Spannungskopfschmerzen zu behandeln. Welche Methode für einen bestimmten Patienten am besten geeignet ist, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Daher ist es wichtig, sich mit den medizinischen Fachleuten zu beraten, bevor man eine Behandlungsmethode wählt.
Wir als Therapeuten stehen Ihnen dabei gerne zur Seite.

Dieses Physiotherapie-Wissen stammt von:

Julien Fröhlich

Dipl. Physiotherapeut