Was versteht man unter «Präventive Physiotherapie»?
Das Wort «Prävention» kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt «zuvorkommen». Den Zusammenhang zwischen unserer Gesundheit und dem «Zuvorkommen» von Krankheit kennt fast jeder von uns. Die allermeisten Menschen sind sich bewusst zwischen einem gesunden Lebensstil mit gesunder Ernährung, Bewegung und wenig krankmachenden Faktoren wie Alkohol, Zigaretten und einer schlechten Ernährung.
Aber wie nun kann die Physiotherapie einen Beitrag leisten, einer Krankheit «zuvorzukommen»?
Wie passen Prävention und Physiotherapie zusammen?
Physiotherapie als präventive Massnahme kann dazu beitragen, gesundheitliche Probleme zu vermeiden, bevor sie entstehen – denn wer kennt die Situation nicht: Ein schmerzhaftes Knie, der Rücken zwackt oder im Nacken spannt’s. Und wenn diese Probleme sich nicht wieder selbst verabschieden, ist ein Besuch beim Arzt mit der Überweisung zur Physiotherapie oftmals unumgänglich.
Doch was wäre, wenn sich einige von diesen mühseligen Beschwerden durch vorbeugendes selbstständiges Handeln vermeiden lassen könnten? Genau hier setzt die präventive Physiotherapie an: Sie ist eine Form der Therapie, die sich mithilfe von bestimmten selbstständig durchgeführten Übungen und Techniken auf das Vorbeugen von Verletzungen und Erkrankungen konzentriert.
Präventive Physiotherapie kann bei Menschen aller Altersgruppen angewendet werden und hat sich im Praxisalltag als effektives Mittel im Sinne der «Hilfe zur Selbsthilfe» erwiesen.
Einige Beispiele für Krankheiten, denen durch präventive Physiotherapie vorgebeugt werden kann, sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Haltungsschäden, Rückenschmerzen und Gelenkverschleiss.
Dass bei bereits bestehenden Erkrankungen die Physiotherapie hilft, den Verlauf positiv zu beeinflussen, wissen wir. So kann beispielsweise bei Arthrose die Schmerzintensität reduziert und die Kraft und Beweglichkeit erhalten oder sogar verbessert werden.
Warum aber warten, bis man Beschwerden mit Massnahmen behandeln muss, wenn man mit oftmals geringem Aufwand und den gleichen Massnahmen, wie man sie für die Behandlung einsetzt, schon im Vorfeld einer Erkrankung diese vermeiden kann?
Wie sieht die (Selbst-) Behandlung im Rahmen der präventiven Physiotherapie nun aus?
Die Gesundheitsförderung im Rahmen der Prävention nimmt in unserem Gesundheitssystem einen immer größeren Stellenwert ein. Und deshalb gehört zum Aufgabengebiet der modernen Physiotherapie nicht nur die Behandlung von Beschwerden, sondern auch die individuelle, die betriebliche und die in Gruppen praktizierte Gesundheitsförderung.
So kann z.B. langes Sitzen am Arbeitsplatz, das Verräumen von schweren Lasten in Regale, das Transferieren von alten und kranken Menschen in der Pflege oder Stress durch Akkordarbeit und viele andere Faktoren langfristig zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Zu deren Vermeidung werden deshalb heutzutage von vielen Arbeitgebern Physiotherapeut/- innen eingesetzt, um im Rahmen von präventiven Massnahmen wie z.B. höhenverstellbare Pulte, ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz oder durch Schulungen gesundheitliche Schäden zu vermeiden.
Ähnlich sehen Interventionen im Rahmen der präventiven Physiotherapie im ambulanten Praxisbetrieb aus. Neben individuellen Heimprogrammen, die oftmals Dehnungs-, Kräftigungs- und Mobilisationsübungen beinhalten, wird der Fokus stark auf Aufklärung, Beratung und «ergonomische Schulungen» gelegt. Um aber gezielt beraten und schulen zu können, muss im Vorfeld eine individuelle Anamnese durchgeführt werden. Denn jeder hat andere Belastungsfaktoren, die für ihn/ sie relevant sind und diese müssen erkannt werden.
Denn nur dann können sinnvolle Tipps für z.B. Rückenschonendere Bewegungsabläufe, Arbeitsplatzanpassungen oder andere Massnahmen gegeben werden.
Weitere neben den oben beschriebenen Themen, die im Rahmen der präventiven Physiotherapie oft angesprochen werden, sind z.B. «welcher Sport ist für mich bzw. für meine Gelenke sinnvoll» oder was kann ich in Sachen Ernährung tun, um meine Gelenke über die Ernährung zu unterstützen?
Da diese Themen jedoch zu umfangreich sind, um sie hier zu besprechen, werden wir uns in weiteren Blogbeiträgen damit beschäftigen- oder sprechen Sie uns direkt vor Ort in unseren Praxen an, wir stehen Ihnen für eine Beratung gerne zur Verfügung und freuen uns, Sie auf Ihrem Weg in eine gesunde Zukunft zu begleiten.
Fazit
Eines der Ziele einer präventiven Physiotherapie ist es, die Unabhängigkeit der Menschen von Ärzten, Therapeuten und anderen medizinischen Massnahmen zu erhalten und damit die Patienten auf ihrem Weg der eigenverantwortlichen und langfristigen Durchführung der präventiven Massnahmen zu begleiten und zu unterstützen. Neben dem wichtigsten Vorteil präventiver Massnahmen – nämlich dem Erhalt von Unabhängigkeit bei hoher Lebensqualität liegen die weiteren offensichtlichen Vorteile in der Vermeidung von Schmerzen und der Möglichkeit bares Geld zu sparen. Denn häufig sind präventive Behandlungen deutlich kostengünstiger als eine langwierige ärztliche, medikamentöse oder physiotherapeutische Behandlung, welche sich über mehrere Wochen oder Monate hinziehen kann oder nicht selten dann sogar in einer Operation endet.
Wenn Sie uns fragen – nehmen Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand.
Als Ansprechpartner und Wegbegleiter stehen wir Ihnen gerne zur Seite.
Dieses Physiotherapie-Wissen stammt von:
Julien Fröhlich
Dipl. Physiotherapeut